Abbildung einer kleinen Kastanie neben einer großen Orange

Gutartig vergrößerte Prostata

Die gutartige Prostatavergrößerung, in der Medizin als benigne Prostatahyperplasie (BPH) bezeichnet, ist die weitaus häufigste Erkrankung der Prostata (Vorsteherdrüse). Die allmähliche Vergrößerung der Vorsteherdrüse bleibt lange Zeit unbemerkt, bis sich typischerweise ab dem 50. Lebensjahr erste Beschwerden wie häufiger Harndrang einstellen.

Die Zahl der Betroffenen steigt mit zunehmendem Alter: So hat in Deutschland nahezu jeder zweite Mann über 50 Jahren eine BPH, bei den über 60-Jährigen sind es bereits mehr als zwei Drittel und bei den über 80-Jährigen ist bei fast jedem die Prostata vergrößert.

Lage der Prostata

Die Prostata befindet sich am Beckenboden direkt unter der Harnblase und umschließt die Harnröhre im oberen Drittel ringförmig. Die gesunde Prostata eines erwachsenen Mannes gleicht in Größe und Form einer Kastanie. Sie besteht aus Bindegewebe, glatten Muskelzellen und Drüsengewebe. Außen ist sie von einer straffen Bindegewebskapsel umgeben. Die Vorsteherdrüse kann über den Enddarm getastet werden. Auch im Normalfall verändert sich das Prostatavolumen altersabhängig. Mit 50 Jahren beträgt es etwa 25 ml und mit über 75 Jahren etwa 40 ml.

Wozu braucht Man(n) die Prostata

Die Prostata ist für die Fortpflanzungsfähigkeit, insbesondere für die Vitalität der Spermien wichtig: Die Drüsenzellen der Prostata produzieren ein Sekret, das den größten Anteil der Samenflüssigkeit bildet. Dieser für die Spermien essenzielle „Kraftstoff“ ist reich an Mineralien und Nährstoffen. Die enthaltenen Enzyme verflüssigen das Ejakulat und unterstützen damit die Beweglichkeit der Spermien. Die alkalischen Sekretbestandteile schützen die Spermien vor dem sauren Milieu im weiblichen Organismus. Beim Orgasmus ziehen sich die glatten Muskelzellen der Prostata zusammen und bewirken den Ausstoß der Samenflüssigkeit. Gleichzeitig verhindert ihre Kontraktion, dass das Sperma in die falsche Richtung zurück in die Blase fließt. Ohne eine funktionierende Prostata gäbe es keine Fortpflanzung.

Was steckt hinter dem Begriff der benignen Prostatahyperplasie (BPH)?

Die gutartig vergrößerte Prostata ist gekennzeichnet durch eine Zunahme von Prostatagewebe mit gutartigen Zellen. Es handelt sich nicht um eine bösartige Krebserkrankung.

Die Prostata unterliegt einem steten Wandel: Zellen entstehen, gehen nach einer gewissen Zeit unter und werden durch neue ersetzt. Lange Zeit befindet sich dieser Ab- und Aufbau des Gewebes im Gleichgewicht, so dass die Prostatagröße konstant bleibt. Bei Männern unter 30 Jahren tritt praktisch keine Prostatavergrößerung auf. Im Lauf der Jahre macht die Drüse bei etwa jedem dritten Mann eine lange Zeit unbemerkte Zellvermehrung durch. Das gutartige Größenwachstum findet vorrangig in den Bereichen statt, die direkt um den oberen Anteil der Harnröhre liegen. In der Folge drückt das Gewebe auf Blasenauslass und Harnröhre und engt sie ein. Zusätzlich entwickelt sich häufig eine begleitende Entzündung der Prostata mit Ödembildung.

Im Extremfall kann die Drüse bei Patienten mit gutartig vergrößerter Prostata auf die Größe einer Orange anwachsen.

Durch die Gewebeschwellung, die zusätzlich auf die Harnröhre drückt, wird das Wasserlassen weiter erschwert. Betroffene Männer stellen fest, dass der Harnstrahl schwächer und der Harndrang häufiger wird – eilige Toilettengänge mehren sich. Besonders unangenehm sind die immer häufiger werdenden Blasenentleerungen während der Nacht. Diese Symptome sowie Beschwerden beim Wasserlassen selbst bedeuten oft eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität. Nun liegt ein Benignes Prostatasyndrom (BPS) vor.

Gutartige Prostatavergrößerung – Stadieneinteilung

Bei der benignen Prostatahyperplasie (BPH) handelt es sich um eine Erkrankung mit einem progredienten Verlauf. Je nachdem, wie weit die Krankheit fortgeschritten ist, unterscheidet man drei Stadien:

Stadium I – Reizstadium

Stadium I wird auch als Reizstadium bezeichnet. In diesem treten die ersten Beschwerden beim Wasserlassen auf. Dazu gehören häufiger, zunehmend nächtlicher Harndrang oder auch ein verzögert einsetzender und abgeschwächter Harnstrahl mit Nachtröpfeln. In letzterem Fall kann die Harnblase nur durch zusätzliches Pressen ganz entleert werden. Es verbleibt kein Restharn in der Blase.

Stadium II – Restharnstadium

Stadium II wird auch Restharnstadium genannt. Die Symptome des ersten Stadiums nehmen zu. Die Muskulatur der Harnblase verstärkt sich, trotz Pressen kann sie nicht mehr vollständig entleert werden. Es kommt zur Bildung von Restharn in der Blase. Dies kann weitere Komplikationen wie z. B. eine Harnwegsinfektion nach sich ziehen.

Graphische Darstellung der Stadieneinteilung bei einer gutartigen Prostatavergrößerung

Stadium III – Rückstauungsstadium

Dieses Stadium nennt man auch Rückstauungsstadium. Als Folge der zunehmenden Abflussbehinderung wird der Blasenmuskel immer dicker. Durch die anwachsende Menge an Restharn wird die Harnblase überdehnt und kann ihre glatte Muskulatur nicht mehr genügend für die Entleerung kontrahieren. Die Folge ist ein Rückstau des Restharns bis in die Harnleiter bzw. bis in die Nieren. Da die Nieren weiter Urin produzieren, kommt es zum "Überlaufen" der Blase mit unfreiwilligem Harnabgang. Im Extremfall zum akuten Harnverhalt: aufgrund der unmöglichen Entleerung der sehr vollen Blase geht dieser mit starken Schmerzen einher.

Achtung! Ein akuter Harnverhalt ist zwar extrem selten, muss jedoch als akuter Notfall eingestuft und sofort behandelt werden.

Wie kommt es zur benignen Prostatahyperplasie (BPH)?

Die Antwort lautet: trotz intensiver Erforschung der BPH lässt sich dies noch nicht abschließend beantworten. Was man weiß, dass die Entstehung der benignen Prostatahyperplasie multifaktoriell ist, also verschiedene Ursachen hat. Das Alter spielt hierbei eine wichtige Rolle. So kommt die BPH vor dem dritten Lebensjahrzehnt praktisch nicht vor.

Mit zunehmendem Alter hingegen verändert sich das Gleichgewicht von männlichem Sexualhormon (Testosteron) zu weiblichem Sexualhormon (Östrogen) im Körper des Mannes. Ein weiterer Risikofaktor ist das metabolische Syndrom, gemeint ist die Kombination von starkem Übergewicht, Bluthochdruck, sowie Zucker- und Fettstoffwechselstörungen.

Person steht auf einer Körperwaage

Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass auch Entzündungsprozesse das Prostatawachstum anheizen können. Denn in fast allen Gewebeproben älterer Männer, die sich einer Prostata-Operation unterzogen hatten, fanden sich Anzeichen einer leichten, in der Regel chronischen Prostatitis. Diese kann die Zellvermehrung verstärken und mitverantwortlich für den progedienten Krankheitsverlauf sein.

Auch eine erbliche Veranlagung kann zur Entstehung der BPH beitragen. Kommt es zu frühzeitiger Entwicklung einer besonders starken Prostatavergrößerung, handelt es sich häufig um eine familiäre Form.

Gutartige Prostatavergrößerung – typische Symptome

Ob eine gutartige Prostatavergrößerung vorliegt, lässt sich durch eine ärztliche Untersuchung feststellen. Mit einem kurzen Symptom-Check kann getestet werden, ob eine BPH in Frage kommt.

Die Beschwerden beim Wasserlassen können individuell sehr unterschiedlich sein. Denn es besteht nur eine geringe Relation zwischen der Prostatagröße, dem Grad der Einengung und dem Ausmaß der Beschwerden. So können Männer mit einer sehr großen Prostata wenig Beschwerden haben, andere wiederum starke BPS-Beschwerden bei relativer kleiner Prostatagröße entwickeln.

Eingang einer Männertoilette

Typische Beschwerden beim Wasserlassen auf einen Blick

  • „Startschwierigkeiten“ beim Wasserlassen
  • Schwacher, häufig unterbrochener Harnstrahl
  • Längerer Zeitbedarf für die Blasenentleerung
  • Unangenehmes Nachträufeln
  • Das Gefühl, dass die Blase nicht vollständig entleert wurde

Was bemerken Männer mit benignem Prostatasyndrom (BPS)?

Typische Reizbeschwerden, die Männer mit BPS frühzeitig bemerken, sind der häufige Harndrang tagsüber und auch nachts. Tritt dieser plötzlich und kaum unterdrückbar auf, spricht man von imperativem Harndrang.

  • Besonders der nächtliche Harndrang, also die Nykturie kann sehr belastend sein. Es ist nachvollziehbar, dass bei 4 – 5 nächtlichen Toilettengängen nicht nur die Lebensqualität, sondern auf Dauer auch die Gesundheit deutlichen Schaden nimmt.
  • Auch tagsüber muss wegen häufigen Harndrangs die Toilette in immer kürzeren Abständen aufgesucht werden. Befindet sich keine Toilette in der Nähe, steigt das persönliche Unwohlsein.

Mit der Zeit leidet die gesamte Lebensqualität unter derlei Beschwerden. Um unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen, zieht man(n) sich zurück und nimmt immer weniger am Leben teil.

Detailaufnahme einer Person, die mit einem Stift schreibt

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